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Spotten

die Kunst das Risiko beim Bouldern zu minimieren

„Spotten“ ist eine Form der Partnersicherung beim Klettern. Ist die Kletterin vor einem Bodensturz nicht durch ein Seil gesichert, kann ein Partner unkontrollierte Stürze durch Spotten verhindern. Beim seilfreien Bouldern ist Spotten zusätzlich zu Fallschutzmatten/Crashpads die einzige Form der Sicherung. Beim Klettern wird es beispielsweise beim Anklettern der ersten Haken eingesetzt.

  • Spotten ist eine Sicherungsmöglichkeit bei seilfreiem Klettern

In Boulderhallen und auf Boulderfotos sind nur sehr selten Spotter zu sehen. Trotzdem ist Spotten ein wichtiger Teil des Risikomanagements im Klettersport. Durchforstet man Texte und Videos zu diesem Thema, bekommt man viele wichtige allgemeingültige Hinweise. Das Anliegen dieses Beitrags ist es, alle Fakten zum Spotten zusammenzutragen. Dabei sollen auch Ausnahmesituationen beleuchtet werden.

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Bild zum Einleitungstext

Wie der Name schon sagt, geht es beim Spotten darum, den Kletterer genau im Blick zu behalten (engl.: to spot: sehen, entdecken, erkennen). Die Spotterin steht hinter dem Boulderer bereit und verfolgt dessen Bewegungen genau, um im Sturzfall einzugreifen. Im besten Fall kennt sie Partner und Route bereits so gut, dass sie Stürze vorhersehen und dementsprechend schnell reagieren kann. Sie behält auch das Umfeld im Auge und sorgt dafür, dass nichts und niemand den Sturzraum blockiert.

  • Spotten heißt genau beobachten

Im Falle eines Falls, lenkt der Spotter die Stürzende so, dass diese verletzungsfrei landet. Der Spotter versucht nicht, die Stürzende zu fangen, die aus Sturzenergie und Masse entstehenden Kräfte könnten ihn ernsthaft gefährden. Stattdessen lenkt er die Fallende so, dass diese auf den Füßen auf dem Crashpad landet und verhindert ein Wegkippen oder von-der-Matte-Stolpern nach der Landung.

  • nicht fangen, sondern lenken und Landung stabilisieren

Damit das alles gut funktioniert, sollten sich spottende und kletternde Person zunächst mit dem Absprunggelände vertraut machen. Dieses sollte möglichst eben und frei von Hindernissen sein. Kleinere Steine und Äste können weggeräumt werden, größere Felsbrocken oder Wurzeln sollten abgedeckt werden.

  • Untergrund scannen und vorbereiten

Crashpads – speziell fürs Bouldern entwickelte Sturzfangmatten – können verwendet werden, um Bodenstürze abzufedern, um Unebenheiten im Sturzraum auszugleichen oder Hindernisse zu entschärfen. Das Pad sollte so positioniert werden, dass es eine ebene Fläche bildet. Werden mehrere Pads verwendet, sollten diese keinesfalls Kanten oder Überlappungen bilden, auf denen man mit dem Fuß umknicken könnte.

  • Das Crashpad soll (wenn möglich) eine ebene Fläche im Sturzraum bilden

Beachtet auch die Wandneigung eures Projektes. An liegenden oder senkrechten Wänden wird das Crashpad dichter an der Wand gebraucht, als bei überhängenden Felsen.

Die Crashpads nur aneinanderstoßen und nicht überlappen lassen!

Bild zu Absatz 3

Ihr habt euch mit den potentiellen Abtropfstellen des Boulders vertraut gemacht und das Absprunggelände vorbereitet? Dann geht’s ans eigentliche Spotten! Die spottende Person steht dafür mit leicht angewinkelt erhobenen Armen und angelegten Daumen schräg hinter der kletternden. Die Arme sind eher zur Steigerung der Konzentration und Minderung der Reaktionszeit gehoben- sobald der Boulderer fällt, wird die Spotterin sie runternehmen um zuzugreifen. Die Daumen sind zum Selbstschutz angelegt- der auch für die spottende Person an erster Stelle steht!

  • Spotterposition

Wo der Spottende steht, wie die Hände positioniert werden, und wie weit die Hände vom Bouldernden entfernt sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

– Untergrund und Felsneigung

– benötigte Reaktionszeit

– Körperposition und Bewegungsrichtung

– Gewicht und Körperschwerpunkt

Die Hände nie unterhalb des Körperschwerpunktes einsetzen!

Bils zu Absatz 2

Führt die Route seitlich weg (Traverse/Querung), kann der Spotter das Pad entsprechend der Kletterbewegung weiterziehen. Sprecht euch vorher gut ab, wann jeweils ein guter Zeitpunkt zum Weiterbewegen des Pads ist! Die spottende Person kann nicht gleichzeitig aufmerksam bei der kletternden Person sein und das Pad bewegen.

Die Crashpads liegen auf dem Bild unter dem schwierigen Start des Boulders und der Schlüsselstelle. Das rechte Pad bedeckt aber noch nicht den Anfang der schweren Passage, weshalb die Spotterin das linke Pad bis zum rechten nachzieht. Der Zeitpunkt für diese Aktion ist vorher abgesprochen worden.

Bild zu Absatz 4, Quergang

Sehr verblocktes Gelände kann durch ein zusätzliches Pad abgesichert werden. Das Crashpad kann auch andersrum genutzt werden damit es besser über einem Hindernis zum Liegen kommt. Dann liegt allerdings die weichere Seite oben!

Ideal abgedeckter Block. Solltet ihr die weiche Seite des Crashpads nach oben legen, achtet bitte darauf, dass die Träger des Pads kein zusätzliches Verletzungspotential bilden. Sie sind im Zweifelsfall abnehmbar.

Bild zu Absatz 5

Ein Sonderfall ist das Spotten in abschüssigem Gelände. In diesem Fall müsst ihr auf die Faltrichtung eures Crashpads achten. Der Spotter hält das Crashpad in einer Position, die ungefährdetes Abspringen möglich macht, und sorgt dafür, dass die gelandete Person nicht weiter hangabwärts rollt. Bei großen gerollten Crashpads, kann eine Seite des Pads eingerollt bleiben, und so die Neigung des Hanges ausgeglichen werden. Die spottende Person steht auch in diesem Fall unterhalb des Pads.

 Steckt der erste Haken einer Route sehr hoch, wird der Sichernde zum Spotter. Die Vorsteigerin landet durch das Halten des Pads, auf einer fast ebenen Fläche. Der Spotter steht hangabwärts, und kann so verhindern, dass die Vorsteigerin weiter abwärts stürzt.

Auf diesem Bild sieht man wie am Hang gespottet wird. Dabei ist es nicht relevant, ob es um’s Bouldern oder Klettern geht.

Bild zu Absatz 6

Einen weiteren Sonderfall beim Spotten haben wir bei gut verklemmten Füßen, oder sehr gut sitzenden Heelhooks. Obwohl wir weiter oben in diesem Artikel die Devise ausgegeben haben, dass stürzende Personen nicht aufgefangen werden, gilt in diesem Fall das Gegenteil. Versucht unbedingt den Oberkörper so lange zu halten, bis der Fuß befreit ist. Sonst könnte es geschehen, dass die stürzende Person mit dem Kopf zuerst einschlägt, oder sich den Fuß bricht.

Sitzt der Hook gut, und es besteht die Gefahr, dass die Hände abrutschen, muss der Oberkörper gefangen werden. Dabei ist die Positionierung des Spottenden wichtig. Bitte beachtet auch das Gewicht der stürzenden Person.

Bild zu Absatz 7

Sprecht vorher über Unsicherheiten, bietet euch gegenseitig Raum und Unterstützung. Um dem Stürzenden zu helfen, muss der Spotter manchmal heftig zulangen, Berührungsängste wären hier kontraproduktiv. Gute Vorbereitung und gutes Spotting beeinflussen den Klettererfolg maßgeblich und Verringern das Verletzungsrisiko deutlich.

  • Unsicherheiten klären

Sorgt für ein gutes Risikomanagement! Seid euch der Felsbeschaffenheit bewusst- auch aus einer akribisch geputzten Route können beispielsweise Griffstrukturen ausbrechen und zu unerwarteten Stürzen der kletternden Person führen. Beachtet eure Fähigkeiten, Gewichtsunterschiede und die Höhe eures Projekts.

  • Risikomanagement: brüchiger Fels, hoher Ausstieg, Umgang mit Gewichtsunterschieden

Sturzproblemen könnt ihr euch auch durch Probesprünge annähern- so entschärft ihr eine unübersichtliche Situation und erleichtert die Sicherung.

  • Probesprünge

Besprecht und bewertet die jeweilige Situation und kreativ! Spotten bedeutet die Vermeidung größeren Übels. Besser unangenehm schräg aufs Pad geschubst werden, als direkt in einer Wurzel einschlagen. Falls der Untergrund ungeeignet fürs Pad ist, kann das eine Lösung sein.

Inzwischen wurde mehrfach darauf hingewiesen, dass auf Gewichtsunterschiede geachtet werden muss. Leider denkt man dabei meist nur an schwerere Menschen. Gebt ihr aber einem leichten Menschen einen Impuls, der für einen schwereren Partner gut wäre, kann das üble Folgen haben.

Deshalb gilt für’s Spotten das Gleiche wie für’s Bouldern: übt miteinander, redet miteinander und schenkt euch gegenseitig Sicherheit.

Bild zum letzten Absatz

Bildquellen:

alle Fotorechte liegen bei solidrocx

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